Das Buchantiquariat aus der Vergangenheit 👓🤩
Heute möchte ich einige Worte zu einem ganz besonderen Antiquariat schreiben, das mir vor vielen Jahren sehr viel bedeutet hat. Der Grund? Durch puren Zufall habe ich vor einigen Tagen erfahren, dass der ehemalige Besitzer Hans Rupp im Februar verstarb.
Damals, am Stauffacher …
Ich kannte Hans aus dieser frühen Zeit, als mein kleiner Bruder und ich noch in kurzen Hosen herumliefen und uns der Comic Virus bereits infiziert hatte. Es muss so um 1973 gewesen sein, als wir das Buchantiquariat am Stauffacher entdeckten. Der damalige Besitzer: Hans Rupp.
Ein ganz besonderes Erlebnis in diesem Antiquariat werde ich nie vergessen. Als ich wieder einmal in den Billigkisten voller Comichefte stöberte, die am Boden unter den Regalen herumlagen, bat mich Hans, ihm beim Ausladen einiger Bücherkisten zu helfen. Der Lohn für diese simple Tat waren ein Stapel Comics, den ich mit nach Hause nehmen durfte!
Ich wurde Stammkunde in diesem Buchantiquariat, wo ich in den folgenden Jahren regelmässig Comics, Romanhefte und Science Fiction Taschenbücher holte. Und immer war Hans hinter der Verkaufstheke, immer unkompliziert höflich und offen freundlich. Und so blieb er mir auch immer in Erinnerung.
Die Spätphase
Jahre später (wann genau, kann ich nicht sagen) wurde das Antiquariat von einem anderen Besitzer übernommen, der leider das Gegenteil von Hans war, was die menschliche Seite anbelangte. Das ging schliesslich soweit, dass mein Bruder und ich ihm einen Spitznamen gaben, der dem Sch…… vom Efeuhüsli alle Ehre gemacht hätte.
Ich traf Hans in den Folgejahren aber immer wieder, erst in einem winzigen Laden namens Sammelsurium, wo er allerlei Kleinantiquitäten, Spielzeug und Bücher verkaufte, und später schliesslich auf Flohmärkten, wo er regelmässig seinen Verkaufsstand hatte.
Am Ende des Weges
In den letzten Jahren sah ich ihn häufig im Restaurant eines grossen Zürcher Einkaufszentrums, wo er stets am gleichen Tisch sass. Immer wenn mein Bruder und ich dort zu Mittag assen, winkten wir ihm zu, und er winkte zurück. Es war für mich so selbstverständlich, dass mir sofort auffiel, wenn er nicht an seinem angestammten Platz sass.
Und als er schliesslich wochenlang nicht mehr auftauchte, fragte ich die Kassiererin nach ihm, die ihn gleich beim Namen nannte und wusste, dass er für immer gegangen war. Für mich wird Hans immer mit der Erinnerung verbunden sein, wie ein kleiner Junge nach dem Ausladen einiger Bücherkisten als Belohnung einen Stapel Comics mit nach Hause nehmen durfte.
Habt Ihr gewusst, dass das typische, traditionelle Buchantiquariat in physischer Form so gut wie nicht mehr existiert?
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3 Responses
Ja, dass waren tolle Zeiten, die frühen Siebziger. Auch ich habe so manche schulfreien Nachmittage in seinem Antiquariat mit schmöckern verbracht und sogar meinen ersten Tarzan Roman bei ihm erstanden. Aber in kurzen Hosen liefen wir nicht herum, auch nicht als wir klein waren…
Think again. Wir LIEFEN wohl in kurzen Hosen rum. Wenn auch nicht lange 🙂
So zwischen dem ersten und fünften Lebensmonat…Alles spätere habe ich verdrängt😜