Deathlok the Demolisher 🔫

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Deathlok the Demolisher 🔫

Deathlok the Demolisher

Als comiclesender Teenager konnte ich mich 1974 dem Reiz dieser damals brandneuen Figur nicht entziehen: Ein Hauch von James Bond mit einer Prise von Frankensteins Monster und einer Portion Science Fiction. Das war Deathlok, der von Rich Buckler erschaffene Anti-Superheld bei Marvel Comics.

Geburt eines Cyborgs

Die frühen 1970er Jahre. Die exzessive Gewalt war damals höchst ungewöhnlich und wagemutig für Comichefte, die der amerikanischen Jugendschutzprüfstelle Comics Code Authority unterworfen waren. Bei Deathlok geht’s nämlich zur Sache: schockierende Brutalität, Gewalt und rasante, cinematische Action.

Bereits 1973 waren die Bestimmungen des Comics Code gelockert worden, und Horrorfiguren bevölkerten seitdem scharenweise die bunten Heftchen, allen voran die Marvel Comics. Mit Versionen literarischer Vorlagen wie dem Frankenstein Monster und Graf Dracula, sowie Eigenkreationen wie Ghost Rider oder Werewolf by Night hatte Marvel bereits reichlich Erfahrung auf dem Gruselsektor. Jetzt setzte Rich Buckler einen drauf und liess seinen Cyborg, der aussah wie Frankensteins Monster in einem Superheldenkostüm auf die Leser los.

Marvel Age of Comics Phase Two

So wurden die frühen Siebziger auf den Redaktionsseiten in den Marvel Comics bezeichnet. Und tatsächlich blühte in der Bronze Age der Comics (1970er Jahre) der Verlag Marvel regelrecht auf und bordete nur so über vor skurrilen Charakteren, die in den unterschiedlichsten Comicserien ihr Debut gaben. Niemals wieder sollte es einen derart ideenreichen Ausstoss an Innovation und Kreativität geben, und noch heute zehrt der Verlag von den unzähligen Bronze Age Schöpfungen, die neu aufgearbeitet ins Marvel Universum integriert werden, oft sogar ins Marvel Cinematic Universe. Eine Variante von Deathlok schaffte es sogar in die TV Serie Agents of SHIELD.

Die Story um Deathlok ist realiv simpel und in wenigen Sätzen erzählt. Colonel Luther Manning stirbt auf dem Schlachtfeld, und da er ein brillanter Militärstratege war, werden seine Überreste eingefroren. In einem Geheimprojekt wird er dann Jahre später als Cyborg wieder zum Leben erweckt. Er widersetzt sich aber seiner Programmierung und wendet sich gegen seine Schöpfer. Fortan ist er auf der Suche nach seiner Identität und einem Mittel, das ihm wieder seine menschliche Gestalt zurückgibt.

Wer jetzt sagt, er kennt die Geschichte und hätte sie schon gesehen, zum Beispiel in Robocop oder Universal Soldier, der sei daran erinnert, dass wir das Jahr 1974 schreiben. Damals gab es diese Filme noch gar nicht. Deathlok war zuerst da. Natürlich hatte auch er Vorgänger, zum Beispiel die TV Serie The Six Million Dollar Man (1973). Sein Einfluss auf spätere Cyborgs unterschiedlichster Medien steht aber meiner Meinung nach ausser Frage.

Bucklers cinematischer Stil

Eine der faszinierendsten Aspekte von Deathlok ist zweifellos Rich Bucklers Zeichenstil. Auch in einer eher holprigen und nur zögerlich fortschreitenden Handlung weiss er die Geschichte graphisch so zu erzählen, dass man ihr gebannt folgt. Seine Panelaufteilung ist auf so manchen Seiten einfach nur genial. Oft hat man als Leser wirklich das Gefühl, einen Film zu sehen. Diesen Stil hat einige Jahre vor ihm bereits Jim Steranko in der Marvel Comics Serie Nick Fury perfektioniert und Rich Buckler erweist sich als sehr guter Schüler. Und so ganz nebenbei ist Buckler ein routinierter Zeichner, allen Unkenrufen zum Trotz, er sei ein Swiper (also jemand, der andere kopiert).

deathlok

Er experimentiert, probiert alles mögliche aus und spielt oft Wegbereiter, ohne es zu wissen. Das menschliche Gehirn Luther Mannings im Cyborgkörper kommuniziert mit seinem eingebauten Computer. Diesen inneren Dialog stellt Buckler durch farblich differenzierte Textfelder dar, der Text wird in unterschiedlichen Fonts gelettert, sodass immer ausser Zweifel steht, wer “spricht”. Meines Wissens wurde so etwas vor Deathlok noch nie gemacht, Buckler betritt hier Neuland und schreibt Comicgeschichte. Heute ist diese charakteristische Erzählweise fester Bestandteil in den Comics und wird von den Lesern ohne Hinterfragung akzeptiert.

deathlok dialog

Egal von welcher Seite man’s betrachtet, die Original Deathlok Saga ist gelinde gesagt ungewöhnlich und schräg. Und Kult. Sie lief damals 12 Hefte lang, 11 davon in der Marvel Comicreihe Astonishing Tales, die letzte Geschichte erschien in der Serie Marvel Spotlight. Da letztendlich wirtschaftliche Aspekte immer die künstlerischen überschatteten, kam Buckler nie dazu, seine Geschichte zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Das taten später andere Autoren und Zeichner. Aber das war halt nicht mehr Bucklers Original.

Der Schauspieler Cary Grant soll einmal gesagt haben: “If you find yourself in a bad movie, the least you can do is look good.” In diesem Sinne ist Deathlok wirklich der “Cary Grant of Comics” , wie ein anonymer Leser der Serie einmal treffend bemerkte.

Wusstet Ihr, dass Bucklers Cyborg zuerst Deadlock (Blockierung, Sperrung) heissen sollte? Also ein Mann, der im Tod gefangen ist (man locked in death, deadlocked man). Daraus wurde dann Deathlok, eine Wortschöpfung, die so in der englischen Sprache nicht existiert.

Captain Collectors subtile Superheldentrivia
Captain Collector

 

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