Der Unterschied einer Haaresbreite 🤔🤨

Vor kurzem wurde wieder ein Preisrekord geknackt. Ein Exemplar von Amazing Fantasy #15 mit dem Erstauftritt von Spider-Man hat doch tatsächlich mehr eingebracht, als Action Comics #1. Und das, obwohl das Spidey Heft gerade mal aus dem Jahr 1963 stammt.
Spider-Moneymaker-Man
Das Heft war von CGC als eine 9.6 zertifiziert worden und erzielte gewaltige 3.6 Millionen Dollar. Das ist 350’000 Dollar mehr, als das im April verkaufte Action Comics #1, von CGC mit 8.5 bewertet. (Das ist übrigens dasselbe Exemplar, das ein paar Jahre vorher für 2.2 Millionen verkauft worden war.)
Nun sind alle eines Besseren belehrt worden, die bis anhin beteuert haben, dass Action Comics #1 aus dem Jahr 1938 das Superhelden Comic schlechthin sei. Vielleicht ist es einfach zu old school – vielleicht ist das erste Spider-Man Heft von 1963 etwas „moderner“ und angesagter.
Doch schauen wir uns diesen ersten Spidey mal etwas genauer an. Es handelt sich um eine exzellente 9.6 auf der Overstreet Numerical Equivalent Skala, also eine sogenannte Near Mint Plus. Bisher war das teuerste Exemplar dieser Nummer eine 9.4 – also „bloss“ eine Near Mint – mit einem Wert von läppischen 1.4 Millionen Dollar, verkauft vor gut einem Jahr.
Der Unterschied macht’s aus
Zwischen einer 9.4 und einer 9.6 ist zwar bloss ein haarfeiner Unterschied, monetär liegen die beiden Hefte aber Welten voneinander entfernt. Die 9.6 bringt fast drei mal soviel ein wie die 9.4. Es ist also dieser minutiöse Unterschied, diese kitzekleine Differenz, die alles entscheidend ist. Gemäss der FMV Schätzung (Fair Market Value) würde eine 9.8 – sofern sie überhaupt existiert – 8.8 Millionen Dollar einbringen. Der absolute Wahnsinn.
Dieser Verkauf von Amazing Fantasy #15 zeigt wieder den irrwitzigen Trend, der momentan auf dem Sammlermarkt – und beileibe nicht nur bei Comics – herrscht. Es geht bei den High Grade Exemplaren um den haarfeinen Unterschied. Da ist es imperativ, eine möglichst grosse Zahl hinter der Neun zu kriegen!
Hier könnte man aber auch die Kritik am allmächtigen Absolutismus von CGC ansetzen, und natürlich auch am blinden Glaubensgehorsam der Sammlerszene. Was für die Ewigkeit zwischen durchsichtige Plastikdeckel geschweisst und mit einem Nummernzertifikat versehen ist, das wird blind hingenommen und akzeptiert.
Wir könnten auch ketzerisch fragen: Warum bekam dieses Exemplar von Amazing Fantasy #15 eine 9.6 und nicht eine 9.2 oder eine 9.4? Oder weshalb keine 9.8? CGC lässt sich hier nicht in die Karten schauen, und ein normalsterblicher Comicsammler (und ich sehe mich durchaus in dieser Rolle) wird den Unterschied in diesem High-End Bereich wohl auch niemals sehen. Und das hat nicht bloss mit meiner Alterssichtigkeit zu tun.
Letztendlich ist es aber egal, es ist schlicht und einfach so. Das Heft hat nun einmal eine 9.6 gekriegt, und der Besitzer hat sich bestimmt nicht beschwert. Es sei denn, er hat nach Höherem gestrebt und auf eine 9.8 gehofft!
Wehmütig denke ich an mein Exemplar von Tomb of Dracula #10 aus dem Jahr 1973 zurück, das ich „bloss“ mit einer 9.4 von CGC zurückbekam. Das Heft hatte vielleicht Potential für mehr, ich hatte es vor dem Abschicken allerdings ganz leidenschaftslos mit einer 9.0 bewertet.
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