Marvel versus DC
Wieso gibt es eigentlich eingeschworene Marvelianer und leidenschaftliche DC Anhänger? Beide Verlage haben hauptsächlich Superhelden in ihrem Programm, und das schon seit vielen Jahrzehnten. Dennoch sind viele Fans hartnäckig entweder auf der einen oder auf der anderen Seite.
Ich zum Beispiel bin ein richtiger Marvel Zombie, bin es schon immer gewesen. 1973 hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit dem Marvel Universum, damals noch in Form der Hit Comics, die beim Bildschriftenverlag erschienen und Marvel Comics in deutscher Übersetzung präsentierten. Irgendwo musste ich ja anfangen, und in den frühen 1970ern gab es entweder Superman und Batman vom Ehapa Verlag oder eben die Hit Comics.
Irgendwie konnte ich mich mit dem etwas kleinbürgerlich und steif wirkenden Superman und seinem Alter Ego mit Krawatte Clark Kent nicht so richtig anfreunden. Klar, mit Batman war das so eine Sache – niemand in meinem Alter kam damals an Batman vorbei, ohne zumindest ein kleines bisschen beeindruckt zu sein. Das düstere Krimi Element und das coole Kostüm machten ihn um ein Vielfaches interessanter als den Superbiedermann.
Marvels Vorteil
War’s das schon gewesen? Nein, natürlich nicht. Bei Marvel war einfach alles lebhafter, authentischer und, auch wenn es für Superheldencomics ungewöhnlich klingt, lebensechter. Da war der Brillenträger Peter Parker, der sich mit allen möglichen Gangstern und Bösewichten rumprügelte, wenn er sein Spider-Man Kostüm anzog. Trotzdem war er Hals über Kopf mit Problemen zugedeckt. Zu allem Überfluss war er ein Teenager, mit dem ich mich bestens identifizieren konnte.
Oder die Rächer, Marvels Vorzeige Superheldenteam. Auch sie waren alles andere als perfekt. Ständig gab es interne Zwistigkeiten, die Mitglieder wechselten oft von Nummer zu Nummer. Aus dem Leben gegriffen. Helden mit Schwächen, Helden mit Problemen. Realistische Helden. Authentisch.
Wahrscheinlich eine der essenziellen Zutaten, die die Marvel Comics so erfolgreich machten. In den frühen 1960er Jahren vom Moloch DC belächelt, stieg Marvel spätestens in den frühen 1970ern zur ernstzunehmenden Konkurrenz auf und spaltete die Fans in zwei Lager: Marvel und DC!
Während sich bei Marvel authentische Individuen mit wiedererkennbaren Sprachgewohnheiten und eigenen Handlungsweisen entwickelten und sich in einer Kontinuität durch die Comicseiten bewegten, ging es bei DC statisch zu, es gab gleichsam nach jeder Ausgabe einen Reboot. Die Protagonisten besassen keine erkennbaren Sprechmuster oder Gewohnheiten, waren gelinde gesagt schlicht austauschbar. Wenn bei Marvel das Ding von den Fantastischen Vier einen Dialog führte, dann wusste man, dass das Ding sprach! Er war einfach unverwechselbar. Wenn DCs Superman den Mund aufmachte und eine Sprechblase füllte, hätte es genausogut Batman sein können. Null Persönlichkeit.
Natürlich hätte ich es damals als Dreizehnjähriger nicht so genau auf den Punkt bringen können. Ich analysierte die Comics ja nicht, spürte aber doch instinktiv, dass mich die Dynamik der Charaktere aus dem Hause Marvel wesentlich mehr ansprach. Wie gesagt, ich geb’s zu, ich bin ein Marvel Zombie!
Fairerweise sei angemerkt, dass es bei DC durchaus Ausnahmen gab. DC versuchte später natürlich auch eine Kontinuität aufzubauen und so Marvel nachzueifern. Wegbereitend war hier Comiclegende Jack Kirby, der 1970 Marvel verliess und bei DC eigene Comics mit Fortsetzungscharakter schuf.
Wusstest Du, dass viele Marvel Comics Leser/Sammler zusätzlich zumindest einen DC Titel lesen/sammeln? Genau. Batman!
Captain Collectors subtile Superheldentrivia
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